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Almhütten im Stubaital – Zeugnisse bäuerlicher Arbeitswelt (ab 1850)

Ortsbezeichnungen wie „Ranalt“, „Falbeson“ oder „Schangelair“ weisen auf eine ursprünglich rätoromanische Besiedlung des Stubaitales hin. Die übrigen Almen im Tal tragen deutsche Namen und sind nach den rätoromanischen entstanden. Erste Erwähnung fanden sie um das Jahr 1000. Damals beschenkten die Grafen Otto und Heinrich von Andechs das Hochstift Freising sowie das Kloster Georgenberg bei Stans mit Besitzungen im Stubaital.

Vor allem in dem von Neustift abzweigenden Unterbergtal in Richtung zur heutigen Talstation der Stubaier Gletscherbahn reihte sich in früherer Zeit Alm an Alm. Diese Hochweiden existieren zwar noch, im Unterschied zu vergangenen Epochen liegen sie heute aber unmittelbar an der Straße. Hier ist der Bestand an historischen Almbauten fast zur Gänze verschwunden.

Im Archivbestand des Tiroler Kunstkatasters sind aus höher gelegenen Regionen des Stubaitals Beispiele von Almgebäuden zu finden, die die bäuerliche Arbeits- und Lebenswelt eindrucksvoll dokumentieren: die Klampergeralm bei Krößbach (1.795 Meter) und die Mischbachalm bei Volderau (1.848 Meter).

Heute gilt es auf der Basis archäologischer Funde als erwiesen, dass die ersten Almen als Form hochalpiner Weidewirtschaft schon in prähistorischer Zeit entstanden sind. Bereits in der Steinzeit kamen die Hirten – dem Lauf der Jahreszeiten folgend – mit ihrem Vieh auf die Bergwiesen an der Waldgrenze und stiegen am Ende des Sommers mit ihren Tieren in tiefer gelegene Weidegebiete ab. Schon in dieser Zeit benötigten die Hirten einfache Behausungen. Wo es keine Höhlen oder schützenden Felsüberhänge gab, bestanden sie entweder aus Zelten, steinernen Ringen mit zeltartiger Bedachung oder einfachsten Dachkonstruktionen über Erdlöchern. Heute sind kaum mehr Relikte dieser Vorläufer der heutigen Almhütten erhalten, denn jeder, der das harte Leben auf einer Alm erleben musste, war über Verbesserungen an den temporären Behausungen froh.

Eine Alm besteht aus Viehweiden, Wasserstellen, Ställe für das Vieh sowie den Hütten für die Sennerei. Der Auftrieb von Groß- und Kleinvieh zu höher gelegenen Sommerweiden war früher wichtiger und unersetzlicher Bestandteil eines Bauerngutes. Die Alm entlastete für die Sommermonate die Gründe des Heimgutes, die für Ackerbau und Heuvorrat genutzt werden konnten.

Der Tiroler Kunstkataster hat aus dem Bereich der Klampergeralm zwei in traditioneller Bauweise errichtete Almgebäude dokumentiert. Sie bestehen aus Stall und Wohntrakt und wurden nach Jahrhunderte alten Vorbildern realisiert. Denn gerade auf dem Gebiet der bäuerlichen Architektur wurde an bewährten Bauweisen über lange Zeiträume hinweg festgehalten. Der eine Bau verfügt über einen rechteckigen Grundriss mit einem relativ flachen Satteldach. Das Dach wurde mit Legschindeln gedeckt, die zusätzlich mit Steinen beschwert wurden. Im Inneren der Hütte befindet sich talseitig ein Stall und bergseitig ein Wohntrakt mit offener Feuerstelle und einer Schlafkammer, die durch einen Bretterverschlag notdürftig vom Wohnraum getrennt wurde. Obwohl die Hütte von außen den Anschein erweckt, dass sie aus zwei getrennten Bauteilen besteht, wurde in ihrem Inneren zwischen Wohnbereich und Stall keine Trennwand eingezogen. Ein zweites, relativ ähnliches Almgebäude wurde mit einem Pultdach ausgestattet. Heute ist diese Hütte nur noch als Ziegenstall in Verwendung.

Aufgrund ihrer Lage in einer Mulde ist auch die Hütte auf der Mischbachalm oberhalb von Volderau bemerkenswert. Der gedrungene, mit Legschindeln gedeckte Bau schmiegt sich dem Verlauf des alpinen Geländes an, wodurch er in die Landschaft geradezu „eingebettet“ scheint. Auch hier ist der Stall talseitig und der Wohnbereich hangseitig angeordnet. Der hintere Teil des Gebäudes verfügt aufgrund seiner Hanglage über ein Obergeschoss, das als Heulege dient. In dieser Hütte hat die offene Feuerstelle samt dem für eine Almhütte typischen Inventar die Zeit überdauert.