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Altar mit Rosenkranzgeheimnisse aus Osttirol  (um 1680)

Ein künstlerisches Kleinod ganz besonderer Art findet sich in Osttirol: ein Säulenaltar, um den 14 Gemäldemedaillons mit Szenen aus dem Leben Jesu, Marias und des Nährvaters Josef angeordnet sind. Da diese kreisförmigen Bilder wie an einer Gebetsschnur aufgefädelt scheinen, werden sie auch als „Rosenkranzbilder“ bezeichnet. Das legt den Schluss nahe, dass es sich bei den Bildern um eine Auswahl von Rosenkranzgeheimnissen handelt. Der Altar entstand im letzten Viertel des 17. Jahrhunderts und stammt von einer leider namentlich nicht bekannten Werkstatt oder Künstlergruppe.

Der Altar besteht aus schwarz gefasstem Holz, wobei die Art der Bemalung der Architekturteile dazu dienen soll, optisch den Eindruck von wertvollem Ebenholz zu erwecken. Die Mensa bzw. der Altartisch hat die Form eines Sarkophags und wurde mit einer Bemalung versehen, die an die Maserung von Marmor erinnern soll.

In der zentralen, oben mit einer Muschelkonche abschließenden Nische des Altares befindet sich – gemäß dem Patrozinium (Weihe) der Kirche – die Figur des hl. Josef mit Jesuskind, der von zwei schwebenden Putti flankiert wird. An den Seiten des Mittelteiles sind links die Figuren der Eltern Marias, des hl. Joachim und rechts einer Anna selbdritt (= Anna mit Maria und dem Jesuskind) platziert. Im oberen Teil des Altares, dem so genannten Altarauszug, befinden sich in der Mitte das Gemälde einer Maria Immaculata, seitlich davon Figuren der beiden Heiligen Ulrich und Florian und am oberen Abschluss eine Schutzengelgruppe. Das Gemälde der Maria Immaculata ist durch die zum Thema der unbefleckten Empfängnis passende Inschrift bezeichnet: „O Maria ohne Sünd empfangen, bitt für uns, die wir zu dir unsere Zuflucht nehmen. 1847“.

Vergleichbar mit einem Strahlenkranz oder einer Gebetsschnur, umfangen die 14 Gemäldemedaillons den Altar. Jedes der einzelnen Bilder hat einen Durchmesser von 38 Zentimetern und ist mit einem vergoldeten Rahmen ausgestattet, der aus sonnenförmig angeordneten Blättern zusammengefügt ist.

Diese so genannten Rosenkranzbilder behandeln folgende Themen: Josefs Schlaf, Maria und Josef vor Zacharias und Elisabeth (Mariae Heimsuchung), Herbergssuche, Geburt Christi, Anbetung der Hirten, Anbetung durch die Heiligen Drei Könige, Darstellung im Tempel (Namen Jesu), Josefs Traum vor der Flucht nach Ägypten, Flucht nach Ägypten, Die Heilige Familie in Ägypten, Traum Josefs vor der Rückkehr ins Heilige Land, Hl. Familie, Der zwölfjährige Jesus im Tempel und Maria und Josef.

Die Art der Platzierung der 14 Bilder im Umkreis des Altares verweist auf eine Verbindung mit dem Rosenkranz und auf die mit dem Rosenkranzgebet zusammenhängende Zahlenmystik (5, 10, 15, 50, 150 usw.), wenn man die Schutzengelgruppe mit einbezieht. Nach jeder Fünfergruppe bzw. nach jedem so genannten „Gesätz“ (= vorgeschriebene Anzahl der Gebete beim Rosenkranz) können spezielle Formulierungen ins Rosenkranzgebet aufgenommen werden. Diese besonderen Sätze nennen sich „Rosenkranzgeheimnisse“ und stellen die inhaltliche Verbindung zu den Bildmedaillons dar. Wahrscheinlich handelt es sich um eine heute nicht mehr gebräuchliche Form der vorwiegend aus dem Evangelium nach Lukas stammenden „Freudenreichen Geheimnisse“, die auf die Inkarnation (= Menschwerdung) und das verborgene Leben Christi Bezug nehmen. Da sich die „Freudenreichen Geheimnisse“ aber lediglich auf Maria beziehen, wurden die Bilder für den Altar um Szenen aus dem Neuen Testament erweitert, die von Josef als dem (Zieh-)Vater Jesu handeln.