Für eine Antoniuskapelle im Tiroler Unterland gestaltete der Kufsteiner Barockmaler Michael Waginger (1642-1713) einen Bilderzyklus, auf dem Episoden aus dem Leben und Wirken des Hl. Antonius von Padua festgehalten sind. U.a. wurde der Heilige als Tröster, bei der Heilung eines Kranken und der Ermunterung von Aussätzigen und Krüppeln dargestellt.
Antonius von Padua (1195-1231) zählt zu den beliebtesten Heiligen der Christenheit. Das beweist schon allein der Umstand, dass der als redegewandt beschriebene Weggefährte des hl. Franz von Assisi (1181/1182-1226) bereits elf Monate nach seinem Tod heilig gesprochen wurde. In der gesamten Kirchengeschichte gab es seither nie mehr eine kürzere Zeitspanne zwischen Tod und Kanonisation (Heiligsprechung).
Die Legendenbildung rund um Antonius begann schon zu dessen Lebzeiten. Zu seinem Ruf als Volksheiliger gelangte er aber erst durch die Hilfe, die Trost, Heilung und Fürsprache Suchende im Lauf der Jahrhunderte durch ihn erfuhren.
Über den hl. Antonius heißt es laut einer alten Überlieferung, die möglicherweise schon im 13. Jahrhundert entstanden ist: „Suchst du Wundertaten, gehe zu Antonius!“ Damit kommt zum Ausdruck, dass die Gläubigen in ihren Anrufungen und Gebeten nicht nur auf die Fürsprache des Heiligen hofften, sondern vielfach auch auf sie zählen durften. Das ist auch der Grund, weshalb dem Heiligen in der gesamten christlichen Welt unzählige Gotteshäuser geweiht wurden bzw. eine unüberschaubare Zahl an Kunstwerken existiert, auf denen er abgebildet wurde. Dabei ist zu bemerken, dass es im Volksglauben kaum Lebensbereiche gibt, für die der hl. Antonius nicht „zuständig“ ist. Er wurde vor allem bei Fieber, in Zeiten der Pest und bei Unfruchtbarkeit angerufen. Zudem soll er zu einer guten Geburt und zum Altwerden verhelfen. Er gilt aber auch als Patron gegen Viehkrankheiten, als Schutzmacht über die Armen (vgl. „Antoniusbrot“ als Begriff für Spenden an die Armen) und nicht zuletzt als Heiliger, der angerufen wird, wenn ein Gegenstand verloren geht. Da der Verlust eines Gegenstandes häufig auf Schlamperei zurückzuführen ist, wurde dem hl. Antonius im Volksmund auch der Beiname „Schlamper-Toni“ gegeben.
Der Bilderzyklus aus dem Tiroler Unterland umfasst insgesamt acht Tafelbilder, von denen drei den Themen Krankheit und Heilung gewidmet sind: Auf einem davon ist eine Krankenstube oder ein Hospiz dargestellt. Die abgebildeten Rosenkränze weisen darauf hin, dass die Kranken betend in ihren Betten liegen. Einer der Kranken erfleht die Hilfe des hl. Antonius, der auf einer Wolkenbank auf die Szene herabschwebt. Als Zeichen seines Beistandes schickt der Heilige einer zwischen den Betten stehenden Krankenschwester einen Sendboten vom Himmel herab. Die Pflegerin reicht dem betenden Kranken gerade eine Suppenschüssel.
Ein weiteres Bild zeigt eine Szene mit einem Kranken, der die Hilfe des hl. Antonius in dem Augenblick empfängt, in dem ein ebenfalls anwesender Krankenpfleger eingeschlafen zu sein scheint. Der Pfleger sitzt auf einem Stuhl und neigt sich vornüber auf einen am Tisch liegenden Polster. Die Episode ereignet sich nicht in einer Krankenstube, sondern im Schlafgemach einer höhergestellten Person, was durch einen über dem Bett befindlichen Brokat-Baldachin veranschaulicht wird. Der Kranke ist gerade im Begriff, wieder gesund aus dem Bett zu steigen, und blickt aufgeregt auf den auf einer Wolke herabschwebenden hl. Antonius, dem er seine Genesung verdankt.