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Bauernhaus Zingl in Fügen – vom Kornspeicher zum Wohnhaus (ab 1500)

Historische Nachrichten geben Aufschluss über die Entstehungsgeschichte des Bauernhauses im vorderen Zillertal. Kern des heutigen „Zinglhauses“ ist ein in schriftlichen Quellen um 1480 erwähnter Kornspeicher, der zu einem Wohnhaus ausgebaut und spätestens seit dem ausgehenden 17. Jahrhundert als materiell geteiltes Handwerkerhaus genutzt wurde. Eine dendrochronologische Untersuchung der Bauhölzer bestätigte und ergänzte die Biografie des Hauses mit der sehr eigentümlichen Umnutzung.

Das zweigeschossige Bauernhaus mit Obergeschosssöller und Schindel gedecktem Satteldach ist zum Großteil in Holzbauweise ausgeführt. Der Kernbau aus der Zeit um 1500 hebt sich als bauliche Einheit vom anderen Gefüge deutlich ab. An diesen ältesten Bauteilen ist die sorgfältige zimmermannstechnische Verarbeitung der Hölzer besonders auffällig. Der ostseitige Eckverband des Erdgeschosses ist verzinkt ausgeführt. Bei dieser hoch qualifizierten Form des Verbandes wird durch Schrägstellung der Lagerflächen das Ausweichen der Blockwand nach außen verhindert. Damit ist nachgewiesen, dass diese Blockbautechnik im ausgehenden 15. Jahrhundert in Nordtirol im bäuerlichen Bereich bereits ausgereift und gebräuchlich war.

Baugeschichte auf Basis dendrochronologischer Untersuchungen

Die Jahresringanalyse der verschiedenen verbauten Hölzer ermöglicht es die Baugeschichte des „Zinglhauses“ genau nachzuvollziehen: Der Kernbau (Kornspeicher) stammt aus dem Jahr 1506/07. Die Verlängerung nach Westen und damit vor allem der funktionale Umbau zu einem Wohngebäude erfolgte noch im 16. Jahrhundert (1564/65). Die nachträgliche Unterkellerung des Objektes ist für das Jahr 1685/86, eine Dachreparatur aus dem beginnenden 18. Jahrhundert (1709) belegt.

Beim Ausbau zum Wohnhaus wurde das Objekt durch einen Seitenflur um eine Achse nach Süden verbreitert und in Firstrichtung nach Westen in kombinierter Massiv- und Holzbauweise verlängert. Unter dem neuen Dachstuhl wurde im Obergeschoss ein Söller über die östliche Giebel- und südliche Traufseite geführt. Mit dem Ausbau ging auch eine materielle Teilung des Hauses einher. Das Objekt wurde geschossweise in zwei Besitzeinheiten getrennt.

In der ebenerdigen Wohneinheit erschließt der Hausgang die Stube mit barockem Leistengetäfel und Kachelofen auf gemauertem Unterbau, der von der anschließenden Küche beheizt wird. Dahinter schließen im gemauerten Teil zwei, vermutlich ursprünglich als Werkstätten eingerichtete Kammern an.
Die zweite Wohneinheit im Obergeschoss wird mit separatem Eingang über eine hölzerne Freitreppe am hinteren Ende der nördlichen Traufseite erschlossen.