Das Bild ist nicht erst seit seiner Verbreitung durch Massenmedien wie Fernsehen oder Internet zum Informations- und Meinungsträger geworden. Die Erfindung des Buchdrucks im 15. Jahrhundert ermöglichte eine erste massenhafte Bildherstellung. Vor allem aber die drucktechnische Erfindungen des 19. Jahrhunderts – wie Stahlstich und Lithografie – und die gleichzeitig zunehmende Automatisierung der Druckverfahren trugen zu einer enormen Verbreitung von Bildern bei. Etwa ab 1850 bedienen lithografische Anstalten einen großen Absatzmarkt. Kunstverlage entstehen, die sich mit sehr spezifischen Bildthemen an bestimmten Käufergruppen orientieren.
Eines dieser Themen entwickelt sich aus der künstlerischen Entdeckung der alpinen Landschaft im 19. Jahrhundert. Gerade besonders markante Regionen in Tirol mit scheinbar urtümlichem Gepräge wirkten auch auf wenig bekannte Künstler anregend und wurden mit den Mitteln der neuen Drucktechniken interpretiert. Die dargestellten Landschaftsausschnitte sollten vor allem städtische Bewohner zum Besuch anregen und einen interessanten abenteuerlichen Gegensatz bieten. Von romantischem Wunschdenken geleitet kam das Klischee vom „Tirolerischen“ in Mode.
Der Achensee, die umgebende Bergwelt und die Bewohner bei ihrer Tätigkeit als Fischer oder Bauern war eine dieser beliebten Kulissen, die in zahlreichen Drucken vor allem die Ideen des beginnenden Fremdenverkehrs wirkungsvoll transportieren sollten.
Im Verlauf des 19. Jahrhunderts entwickelten sich am Achensee die Anfänge des Tiroler Fremdenverkehrs. Doch auch bereits Jahrhunderte davor war diese Region ein beliebter Anziehungspunkt.
Das Achental und der Achensee kamen im 12. Jahrhundert (1112) als Schenkung in den Besitz des Klosters St. Georgenberg (Fiecht). In den folgenden Jahrhunderten nutzten die Tiroler Landesfürsten das Gebiet um den Achensee für Jagd und Fischerei. Die Hofjagden im Achenseegebiet wurden mit großem Aufwand betrieben. Das Fischereibuch von Kaiser Maximilian (entstanden 1504) widmet dem Achensee sogar ein eigenes Kapitel. Erzherzog Sigmund (1427-1496) errichtete im heutigen Pertisau das „Fürstenhaus“ als Jagd- und Fischerhaus. Erzherzog Ferdinand II. (1529-1595) bevorzugte ebenfalls den Achensee als fürstliches Jagdrevier und ließ eigene Schiffe für seine Aufenthalte bauen.
Den Ruf des Achensees als traditionsreiches Sommerfrische- und Erholungsgebiet begründeten der Tiroler Dichter Hermann von Gilm (1812-1864) und der Dichter und Gelehrte Adolf Pichler (1819-1900). Durch deren Schilderung der Naturlandschaft wurden Adel und bürgerliche Gesellschaft auf die Gegend aufmerksam. Um die Mitte des 19. Jahrhunderts wurde in Pertisau das ehemalige „Fürstenhaus“ zum Hotel umgebaut (1853). In Achenkirch entstanden in diesen Jahren die Hotels „Scholastika“ und „Seehof“. 1887 setzte das Stift Fiecht auf dem Achensee das erste Dampfschiff mit regelmäßigem Personenverkehr ein.
1889 wurde die Zahnradbahn von Jenbach zum Südufer des Achensees eingeweiht. Nach dem Bau der ersten Zahnradbahn Österreichs auf den Kahlenberg in Wien (1874) und jener auf den Gaisberg bei Salzburg (1886) war die Zahnradbahn zum Achensee die dritte technische Einrichtung dieser Art in Österreich. Die Achenseebahn ist heute eine der ältesten noch in Betrieb stehenden Dampf-Zahnradbahnen Europas.