In einigen Kirchen Innsbrucks werden kunstvoll gearbeitete Messkleider aufbewahrt, die aus dem Umkreis des österreichischen Kaiserhauses stammen. Sie werden auch als Paramente (von lat. parare mensam = den Tisch bereiten) oder Ornate bezeichnet und bestehen meistens aus mehreren Teilen, damit alle Diensttuenden einer heiligen Messe ein einheitliches, zur jeweiligen Liturgie passendes Gewand tragen konnten.
Die Besonderheit dieser Messkleider besteht darin, dass sie nicht nur Schenkungen an die Kirche darstellen, sondern dass sie aus Stoffen hergestellt wurden, die ursprünglich ganz profanen Zwecken dienten. Z.B. wurden sie aus dem Hochzeitskleid oder dem Morgenrock einer zum Kaiserhaus gehörenden oder ihm nahe stehenden Person zu einer Reihe von liturgischen Gewändern umgearbeitet. Ein solcher Ornat mit auffälligem Blumenmuster geht auf Graf-Enzenbergischen Besitz zurück und setzt sich aus einer Kasel, zwei Dalmatiken, zwei Stolen, zwei Manipeln, einem Kelchvelum und einer Bursa zusammen.
Ornate können als eine Art Berufskleidung betrachtet werden. Ihre Träger heben sich von der Masse ab und verrichten besondere Dienste, z.B. in der Kirche oder bei bestimmten Amtshandlungen (u.a. trägt auch ein Richter während der Gerichtsverhandlung einen Ornat). Mit der offiziellen Anerkennung des Christentums unter dem römischen Kaiser Konstantin im Jahr 313 bekam auch die Geistlichkeit das Recht, bestimmte Abzeichen und den höheren Ständen vorbehaltene Kleidungsstücke zu tragen. Aus diesem Recht gehen die heute bekannten liturgischen Gewänder hervor, die in den vorgeschriebenen liturgischen Farben Weiß, Rot, Grün, Violett und Schwarz – je nach Charakter des Tages oder Gottesdienstes – angefertigt werden.
Nach wie vor tragen sie ihre altertümlichen Bezeichnungen: Die Kasel ist das zentrale Messgewand. Ihr Name geht aus dem lateinischen „casula“, dem Begriff für Zelt oder Häuschen hervor. So steht die Kasel als Sinnbild für das israelitische Zelt bzw. die „Urkirche“ (vgl. 2. Mose 33,7). Sie ist ein ärmelloser Überwurf mit Kopfausschnitt, der häufig reich bestickt wurde.
Die Dalmatica oder Dalmatik wurde ursprünglich aus dalmatischer Wolle gefertigt. Bei der Messe ist sie das festlich geschmückte, kurzärmelige Obergewand des Diakons. Nur bei besonderen Anlässen wird sie auch vom Bischof unter dem Messgewand getragen.
Neben der Albe, dem weißen Grundgewand des Priesters oder Diakons, ist die Stola das wichtigste Element eines Ornats. Die Stola wird als „Joch Christi“ gedeutet und geht in diesem Sinn auf das Evangelium nach Matthäus (vgl. Mat. 11,29) zurück. Sie ist ein schalartiges, fast knielanges Gewandstück, das Priester und Bischöfe bei allen Sakramentsfeiern, Wortgottesdiensten, Andachten und Segenshandlungen direkt über der Alltagskleidung tragen können. Bei der Messe wird die Stola gewöhnlich unter dem Messgewand angelegt.
Der Manipel ist ein 5 – 10 cm breites Band über der linken Hand, der von allen Inhabern höherer Weihen getragen wurde. Nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil (11. Oktober 1962 – 8. Dezember 1965) ist er ungebräuchlich geworden.
Das zur Verhüllung des Kelchs dienende Kelchvelum (quadratisches Tuch) und die Bursa, eine aufklappbare Tasche zur Aufbewahrung des Korporales (ein gestärktes quadratisches weißes Leinentuch als Unterlage für Kelch und Hostienteller während der Eucharistiefeier) sind weitere Bestandteile des Enzenbergischen Ornats.
Der Ornat besteht aus dem Stoff des Hochzeitskleides von Sophie, geb. Gräfin Schack, die als ehemalige Hofdame zu den Vertrauten Kaiserin Maria Theresias zählte. Sophie heiratete 1746 Cassian Ignaz von Enzenberg zu Freyen- und Jöchlsthurn, den Kaiserin Maria Theresia 1764 in den Grafenstand erhob und der sich besonders um das Schulwesen Tirols verdient machte.
Der Stoff des Brautkleides bzw. Messgewands besteht aus Damast. Dabei handelt es sich um einen Seidenstoff, der nach der Stadt Damaskus benannt wurde und aus einem besonders aufwändig gearbeiteten Gewebe mit eingearbeitetem Muster besteht. Das auffällige Ornament wurde durch das Abwechseln verschiedener Atlasbindungen während des Webens erzeugt. Auf einem grüngoldenen Farbhintergrund sind Balustraden und große Säulenkapitelle mit Blumenvasen dargestellt, aus denen üppiger Blumenschmuck in Rosa und Rostrot sowie dunkelgrünes Laubwerk hervorgeht.
Gräfin Sophie hatte zusammen mit dem wertvollen Stoff ihres Brautkleides auch das Unterkleid zu ihrem Brautkleid der Kirche vermacht. Die Stoffe wurden im Verlauf der Geschichte wahrscheinlich mehrmals umgearbeitet. Hinweise darauf geben die unterschiedlichen Anordnungen der Stoffmuster in ihrer neuen Zusammensetzung zum Messgewand und die breiten Borteneinfassungen, die nach den zur Verfügung stehenden schriftlichen Quellen früher eine andere Farbe besaßen.