Bezirk: Lienz Bezirk: Innsbruck-Land Bezirk: Schwaz Bezirk: Imst Bezirk: Landeck Bezirk: Reutte Bezirk: Kitzbühel Bezirk: Kufstein Bezirk: Innsbruck

Getreidemühle in Schmirn – letzte Stockmühle Nordtirols (1839)

Die „Obere Schnattermühle“ am Oberner Bach in Toldern, Gemeinde Schmirn, ist die einzige noch erhaltene Stockmühle auf der Nordseite des Alpenhauptkammes. Durch den Bau der neuen Umfahrungsstraße in Toldern wurde das Mühlengebäude vom Bach und damit vom Wasserzulauf abgeschnitten und war dem Verfall preisgegeben. Durch öffentliche und private Initiative ist es in den letzten Jahren gelungen, die Mühle an einen für die Zuleitung des Betriebswassers günstigen Standort zu verlegen und mit einem neuen Gerinne zu versehen. Im Jahr 2003 wurde die Schnattermühle wieder betriebsfähig und funktionstüchtig gemacht. Das Mahlrecht in der „Oberen Schnattermühle“ war auf zehn Miteigentümer der umliegenden Höfe aufgeteilt. Über das genaue Alter der bäuerlichen Hausmühle gibt es nur wenige Anhaltspunkte. Am Türstock ist die Jahrzahl „1899“ eingekerbt, am Mahlgang die mit Bleistift geschriebene Jahrzahl „1839“ zu lesen.

Funktionsweise und Geschichte der Stockmühle

Neben der allgemein geläufigen Radmühle ist die Stockmühle der zweite grundlegende Typus von Wassermühlen aus vorindustrieller Zeit. Das Konstruktionsprinzip einer Stockmühle besteht darin, das Wasserrad der horizontalen Lage des Mühlsteines anzupassen. Das Besondere einer Stockmühle ist das auffällig konstruierte Wasserrad, das aber im Gegensatz zu den Radmühlen von außen am Mühlengebäude nicht sichtbar ist. In der technischen Beschreibung im behördlichen Wasserbuchakt zur „Oberen Schnattermühle“ wird als Antrieb für den Mahlgang „ein Holzrad mit vertikaler Achse“ angeführt. Das Betriebswasser wird auf schräg gestellte Schaufeln dieses waagrechten Wasserrades mit senkrechter Welle geleitet. Die Welle ist direkt mit dem Läuferstein verbunden, so dass die Kraftübertragung vom Rad auf den Mühlstein unmittelbar und ohne mechanische Umlenkung erfolgen kann.

Die älteste bildliche Darstellung einer Stockmühle stammt aus dem 15. Jahrhundert. Historisch hatten Stockmühlen ein relativ großes Verbreitungsgebiet von Kleinasien über Süd- und Nordeuropa. In den Alpengebieten war dieser Mühlentyp im Tessin, Wallis und in Graubünden sowie in Südtirol, Kärnten und Osttirol verbreitet, spärliche Spuren reichen sogar bis Nordtirol.

Auf den meisten Stockmühlen konnte nur in den Sommermonaten bei genügend Wasser gemahlen werden. Das Korn wurde dabei schlecht und langsam ausgemahlen, die Wasserkraft also nur unvollkommen ausgenützt. Unrentabler Ertrag bei gleichzeitig hohem Wasserverbrauch waren dafür verantwortlich, dass die vorhandenen Stockmühlen allmählich durch Radmühlen ersetzt wurden. Dass die nach derzeitigen Erkenntnissen einzige noch bestehende Stockmühle Nordtirols nicht verschwunden ist, verdankt sie unter anderem dem Umstand, dass sich die zehn Miteigentümer bei Löschung des Wasserbenutzungsrechtes im Jahr 1979 ausdrücklich dafür ausgesprochen hatten, dass „das alte Mühlengebäude erhalten bleiben“ solle.