Die beiden als Ärzte wirkenden Brüder Kosmas und Damian sind in Tirol zwar keine besonders bekannten Heiligenfiguren, ihnen wurde aber in der kleinen Kirche von Volderwildbad ein reizvolles Denkmal gesetzt.
Die Heilkraft der Quellen von Volderwildbad war schon in der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts bekannt. Zu seiner eigentlichen Blüte gelangte der Kurort aber erst, nachdem der bekannte Arzt und Medikus der Haller Stiftsdamen, Hippolyt Guarinoni (1571-1654), das Wasser 1609 untersucht hatte und darin Eisen, Salpeter, Vitriol, Alaun und Schwefel nachweisen konnte. Als umfassend interessierter und talentierter Barockmensch war Guarinoni auch als dilettierender Architekt tätig. So wurden nach seinen Plänen nicht nur die Karlskirche in Volders, sondern auch das von Damian Freiherr von Gienger gestiftete Kirchlein in Volderwildbad errichtet. Der 1625 bis 1660 verwirklichte Bau ist wohl nach dem Vornamen seines Stifters und gemäß seinem der Gesundheit gewidmeten Standort den Heiligen Kosmas und Damian geweiht worden. Die beiden Brüder dürften im 3. Jahrhundert in Syrien als Ärzte gearbeitet haben, wo ihnen der Legende nach sogar eine Beintransplantation gelungen sein soll.
Für seine Zeit hatte Hippolyt Guarinoni besonders moderne Ansichten. Er setzte sich für vorbeugende medizinische Maßnahmen ein und „verschrieb“ seinen Patienten bereits Badekuren, körperliche Ertüchtigung in Form von Bergwanderungen und eine vernünftige Ernährung. Der Arzt soll sogar selbst einer der ersten Bergsteiger Tirols gewesen sein und auf seinen Touren Heilkräuter gesammelt haben. Durch ihn wurde das noch bis 1968 in Betrieb stehende Volderwildbad ein bekannter Tiroler Kurort. Die Errichtung der ebenfalls auf Guarinoni zurückgehenden Kapelle in Volderwildbad ist möglicherweise dem Umstand zu verdanken, dass sich der Haller Arzt auch um das Seelenheil seiner Patienten kümmerte.
Der bemerkenswerte Flügelaltar im Inneren der Kirche stammt aus der Erbauungszeit und zeigt im geschlossenen Zustand die Darstellung Mariae Heimsuchung und im offenen Mittelfeld die beiden Kirchenpatrone, den hl. Kosmas und den hl. Damian, flankiert von den Pestheiligen Rochus und Sebastian an den Innenseiten der Flügel. Am Altaraufsatz ist ein Tondobild mit Maria, Magdalena und Johannes unter dem Kreuz zu sehen.
Die Blicke der Heiligen Kosmas und Damian sind auf den Betrachter des Altares gerichtet. Der hl. Kosmas wurde links im Bild wiedergegeben. Er ist am Arzneigefäß zu erkennen, das er in seiner Linken hält. Der hl. Damian wurde mit Buch und Schwert abgebildet. Das Schwert verweist ebenso auf den Märtyrertod der Heiligen wie der in der Mitte über ihnen schwebende Engel, der mit der so genannten Märtyrerkrone und einer Märtyrerpalme ausgestattet wurde.
Nach einer Version der Kosmas-und-Damian-Überlieferung lebten die beiden Ärzte in Syrien, wo sie kostenlos Kranke behandelten und viele von ihnen zum Christentum bekehrten. Zu ihren besonders hervorzuhebenden Wundertaten – diese wurden in der bildenden Kunst vielfach verewigt – soll eine Operation gehört haben, bei der sie einem schlafenden Patienten ein „zerfressenes“ Bein durch das eines verstorbenen Mohren ersetzten. Über den Märtyrertod von Kosmas und Damian existieren verschiedene Fassungen. Die gängigste erzählt von der Enthauptung der beiden unter Kaiser Diokletian. Die über ihren Grabstätten in Syrien errichtete Kirche wurde zum Wallfahrtsziel für Kranke. Die Heiligen gelten als Fürsprecher der Kranken, Ärzte, Apotheker, Drogisten, Friseure sowie der medizinischen Fakultäten.