Die hl. Notburga gehört zu den beliebtesten Heiligen in Tirol und ihre Darstellung in regionaler Tracht und mit dem Attribut der Sichel ist in allen Teilen des Landes zu finden. Notburga war zuerst Köchin bei den Herren von Rottenburg in Buch bei Jenbach, später arbeitete sie als Magd in Eben am Achensee, wo sie als Beispiel für aufopfernde Nächstenliebe auch heute noch hoch in Ehren steht. Die Ganzkörperreliquie der Heiligen wird in der Pfarr- und Wallfahrtskirche in Eben verehrt. In unmittelbarer Nachbarschaft zur Kirche wurde das Notburgamuseum eingerichtet. Hier befindet sich ein um 1738 entstandenes qualitätvolles Gemälde der Heiligen, auf dem sie einem Armen Brot gibt. Es stammt von Johann Georg Höttinger d.J. (Schwaz ca. 1690 – nach 1745), der neben Christoph Anton Mayr der wohl bekannteste Barockmaler aus Schwaz war.
Auf dem Bild hielt der Künstler eine Szene aus dem Leben der jungen Heiligen fest.
Die Legende berichtet, dass sie als junge Köchin bei den Herren von Rottenburg arbeitete. Ihr soziales Engagement führte aber zu Konflikten mit der Schlossherrin. Als sie eines Tages dabei entdeckt wurde, wie sie den Armen Wein und Brot brachte, verwandelten sich die Nahrungsmittel in ihrer Schürze in Lauge und Sägespäne. Notburga wurde aus der Burg verjagt und fand eine Anstellung als Magd in Eben am Achensee. Vor Dienstantritt erwirkte sie die Erlaubnis, dass sie nach dem Abendläuten nicht mehr arbeiten müsse, um im nahe gelegenen Rupertikirchlein beten zu können. Eines Tages forderte der Bauer, dass sie nach dem Abendläuten noch Korn schneide, woraufhin Notburga ihre Sichel in die Luft warf und diese über ihr in einer Wolke hängen blieb. Zur selben Zeit waren die Bewohner von der Rottenburg vom Pech verfolgt. Als man erfuhr, wo Notburga arbeitete, bat man sie wieder auf die Burg zurückzukehren und stellte ihr frei, den Armen zu helfen. Nach ihrem Tod wurde ihr Leichnam auf einen Wagen von zwei Ochsen gelegt, die ihn ohne Führung von der Rottenburg zum Rupertikirchlein in Eben brachten (1434 wurde das Gotteshaus in Notburgakirchlein umbenannt, heute Wallfahrtskirche Eben).
Johann Georg Höttinger hielt Notburga in dem Moment fest, in dem sie zwei Bettlern ein Stück Brot übergibt. Über der braven Dienstmagd sind zwei Putti abgebildet, die als Zeichen des Sieges von Notburgas Frömmigkeit einen Blumenkranz in die Höhe halten. Seitlich zu Füßen der Heiligen hielt Höttinger ein Zinngefäß fest, das wohl den Wein enthält, von dem die Legende berichtet. Das Gemälde ist in seinen Grundtönen in relativ dunklem Blau, Braun und Grün gehalten. Vor diesem Hintergrund arbeitete er die Gestalt der Heiligen in hellen Farben heraus. Mit dieser Art der Konzentration auf das „Wesentliche“ – der elegant dargestellten Heiligenfigur – zeigt der Künstler auf, dass er nicht ein reines Heiligenbild, sondern ein Andachtsbild gestalten wollte.
Im Unterschied zu den Gemälden Höttingers, bei denen es ihm überwiegend darum ging, aus dem Dunkel herauszuarbeiten, um seinen Motiven hohe (religiöse) Ausdruckskraft zu verleihen, vermitteln seine Arbeiten als Freskenmaler (die Fresken in der Pfarr- und Wallfahrtskirche von Eben mit Szenen aus dem Leben der hl. Notburga werden ihm zugeschrieben) viel von der farbenfrohen Heiterkeit der italienischen Schule. Nicht auf einer Italienreise, sondern bei einem Aufenthalt in Salzburg (1709-1714) lernte er die „südliche Malweise“ kennen. Ihn beeinflusste die Malerei Martino Altomontes (1657-1745), Johann Michael Rottmayrs (1654-1730) und Jakob Zanusis (1679-1742). Beim Tiroler Zanusi, der seit 1705 in Salzburg Hofmaler war, dürfte Höttinger gelernt haben. In dieser Zeit begegnete er den pathetischen, muskulös geformten Figuren von Rottmayr und dem lichten Kolorit der Fresken von Altomonte. Befasst man sich mit dem Lebenswerk von Höttinger, fällt auf, dass die meisten seiner Werke „um 1738“ datiert sind. Das ist wohl darauf zurückzuführen, dass über diesen Maler noch keine umfassende Forschungsarbeit vorliegt.
Tipp: Notburga Museum in Eben am Achensee