Die Jagdhausalm im hinteren Defereggental ist eine der ältesten Almen in Österreich. Ihre erste urkundliche Erwähnung geht auf das Jahr 1212 zurück, es ist aber anzunehmen, dass hier schon länger Almwirtschaft betrieben wurde. Die Jagdhausalm liegt auf einer Seehöhe von 2.009 Metern und umfasst eine Gesamtfläche von ca. 1.745 Hektar. Meistens verbringen hier mehr als 300 Jungrinder den Almsommer. Eine Besonderheit dieses Weideplatzes ist aber die Tatsache, dass die Jagdhausalm zwar in Osttirol liegt, aber von Südtiroler Bauern bewirtschaftet wird.
Auch in baulicher Hinsicht unterscheidet sich die Jagdhausalm von anderen hochgelegenen Sommerweiden. Während Almen üblicherweise nur aus wenigen Gebäuden bestehen, entwickelte sich hier am Ende des Defereggentals eine temporär besiedelte dörfliche Anlage mit 16 überwiegend in Stein erbauten Häusern und einer Kapelle.
Die Ursprünge der Jagdhausalm gehen auf interessante historische Entwicklungen zurück, die zugleich belegen, warum diese Sommerweide auch heute noch von Südtiroler Bauern bewirtschaftet wird: Aus einer Urkunde des Jahres 1212 geht hervor, dass sich auf der Jagdhausalm sechs Schwaighöfe befunden haben. Dabei handelte es sich um bäuerliche Anwesen, die auf der Seehöhe von 2.009 Metern ganzjährig bewirtschaftet wurden. Erst in den darauf folgenden Jahrhunderten veränderte sich der Siedlungsplatz zu einem temporären Aufenthaltsort für Menschen und Tiere. In einer schriftlichen Quelle aus dem Jahr 1406 wird die Jagdhausalm endgültig nur noch als „alben“ (= Alm) bezeichnet.
In dem Zusammenhang darf ein Hinweis auf archäologische Funde am nahe gelegenen Klammljoch (2.288 Meter Seehöhe) nicht fehlen, wo Lagerplätze frühsteinzeitlicher Jäger (7. Jahrtausend v. Chr.) nachgewiesen wurden. Diese Funde dokumentieren auch, dass sich auf dem Klammljoch ein traditionell bedeutender Alpenübergang in das Südtiroler Reintal befunden hat.
Vor dem Hintergrund dieser historischen Fakten verwundert es nicht, dass die Jagdhausalm phasenweise – aber immer über längere Zeiträume hinweg – besitzrechtlich zum Landgericht Taufers in Südtirol gehörte. Aus diesem Grund wird die seit 1919 auf österreichischem Territorium liegende Sommerweide nach wie vor von Südtiroler Bauern bewirtschaftet.
Die Jagdhausalm befindet sich in einem Seitental des Defereggentals, dem Arvental, und liegt auf einem von Felsen durchsetzten, nach Süden geneigten Hang. Der malerische Charakter der Siedlung rührt davon, dass die dicht aneinander gedrängten Häuser meistens über eine einheitliche, parallel zur Talachse verlaufende Firstrichtung verfügen. Nur mit wenigen Ausnahmen wurden die Häuser zur Gänze aus Bruchsteinen errichtet und mit einfachen Satteldächern abgeschlossen. Teils wurden die Dächer mit wetterunempfindlichen Blechdächern eingedeckt, teils mit traditionellen Schindeldächern. Nicht selten geht aus Bauinschriften an den Häusern ihre Entstehungszeit hervor („1699“, „1700“, „17 GP S 96“, „18 PML 13“ etc.). Relativ einheitlich ist auch die Raumaufteilung im Inneren der Gebäude. Meistens verfügen sie ebenerdig über einen Stall und im oberen Stockwerk über Stube, Küche (teilweise mit offener Feuerstelle), Schlafkammer und einer Tenne.
Die kleine, im Zentrum der Almsiedlung befindliche Kapelle Mariahilf wurde an der Westfassade eines zweigeschossigen Almgebäudes angebaut. Sie besteht aus einem tonnengewölbten Raum mit rundem Chorabschluss und rechteckigen Wandöffnungen. Auf ihrem mit Schindeln eingedeckten Dach befindet sich ein Dachreiter mit Glocke. Laut einer Inschrift gehen die Ursprünge des Gebetsraums auf das Jahr 1744 zurück, sein heutiges Erscheinungsbild nahm er aber erst 1841 nach einer Erweiterung an. Der Altar besteht aus einer einfachen Mensa aus Stein, auf der ein Mariahilf-Bild, flankiert von Figuren der Heiligen Sylvester und Nikolaus, aufgestellt wurde. In der unteren Hälfte des ebenfalls in das Jahr 1841 zu datierenden Altarbildes wurde die Jagdhausalm mit ihren Gebäuden und der vorbei fließenden Schwarzach abgebildet.
Tipp:
Die Jagdhausalm ist vom Weiler Erlsbach, St. Jakob i. Defereggen, aus erreichbar. Wanderung durch den Wald zur Patscheralm (ca. eine Stunde), dann dem leicht ansteigenden Weg zur Oberhausalm folgend, gelangt man in den Nationalpark Hohe Tauern, der hier mit dem „Oberhauser Zirbenwald“ den größten Zirbenbestand der Ostalpen aufweist. Der weitere Weg führt in ca. zwei Stunden über die Seebachalm zur Jagdhausalm.