Fahnen zu Ehren der Jungfrau Maria, der Unbefleckten Empfängnis (Maria Immaculata), werden von den unverheirateten Mädchen und Frauen des jeweiligen Ortes bei Prozessionen und hohen kirchlichen Festen mitgetragen.
Vor allem bei der Fronleichnamsprozession bot und bietet sich für jeden einzelnen aus der Gemeinde die Gelegenheit, seine Stellung im Ort öffentlich zu dokumentieren. Sie findet am zweiten Donnerstag nach Pfingsten anlässlich des „Hochfestes des Leibes und Blutes Christi“ statt, bei dem die leibliche Gegenwart Jesu Christi im Sakrament der Eucharistie gefeiert wird. Nach einer vorgegebenen, regional abweichenden Prozessionsordnung nehmen die Teilnehmer Aufstellung. An der Spitze gehen meist die unverheirateten Burschen mit der Junggesellenfahne, dann folgen die Mädchen und Frauen mit der Jungfrauenfahne, die diesjährigen Erstkommunions-Kinder in ihren weißen Kleidern, die Verbände, Bruderschaften und Vereine. Der Fahnenträger trägt die Fahne, ein zweiter lenkt dieselbe durch eine Schnur, was besonders bei Wind notwendig ist. Dann folgt der Priester mit dem Allerheiligsten (Monstranz mit der geweihten Hostie) unter einem von vier Männern getragenen Baldachin („Tragehimmel“), gefolgt von Kirchenchor, Musikkapelle und der Schar der übrigen Gläubigen.
Fronleichnam wurde von Papst Urban IV. 1264 zum allgemeinen kirchlichen Fest erhoben. Seinen besonderen Charakter erhielt es durch die Prozession, die bereits 1279 für die Stadt Köln belegt ist. Fronleichnam ist ein Hochfest der römisch-katholischen Kirche, bei dem die gesamte Gemeinde eingebunden ist. Nach der Feier der Messe wird die Prozession durch die festlich geschmückten Straßen geführt und verweilt jeweils an den aufgestellten Stationsaltären (mobile Altaraufbauten). Die den verschiedenen Ständen Angehörigen tragen dabei jeweils ihre eigene Fahne.
Exemplarisch für Jungfrauenfahnen, die es in fast jedem Ort in Tirol gibt, sei eine aus Imst vom Anfang des 20. Jahrhunderts vorgestellt. Sie zeigt auf der einen Seite in einer goldenen Mandorla die Jungfrau Maria als Maria Immaculata (Unbefleckte Empfängnis), die auf einer Mondsichel stehend die Schlange – als Symbol des Bösen und der Sünde – zertritt und damit die Menschheit von der Erbsünde befreit. Auf der anderen Seite steht ein Bittspruch: „Königin/ der/ Jungfrauen/ bitte/ für uns!“
Die Fahne ist aus weißer Moiréseide (Seide mit geflammter Musterung) gefertigt. Sie ist nach unten dreigeteilt, mit jeweils spitz zulaufenden Enden, die ebenso wie der obere Fahnenrand beidseitig mit Blütenranken bestickt und mit goldenen Quasten behängt sind.
Die jungen Mädchen (Jungfrauen) tragen bei Prozessionen ihre schönsten Kleider und schmücken sich in manchen Orten mit Kränzen aus Blumen oder Segen bringenden Kräutern. Mitunter werden auf Prozessionspölstern – je nach Anlass – verschiedene, aus Golddraht gewundene Krönchen und Kränze mitgetragen, wie z.B. eine Krone aus Nassereith zeigt. In einer modernen Version ist auf einem weiß-roten Polster ein Kranz aus weißen Seidenblumen über Tüll (netzartiges Gewebe) gewunden, den ein geschnitztes goldfarbenes Marienmonogramm bekrönt. Die weißen Rosen sind Symbol für die Jungfräulichkeit und Reinheit.