Mit „Aufriss der Triumphpforte zu Innsbruck“ ist ein Kupferstichblatt von der Größe 44 x 40 cm betitelt, das sich in einer Tiroler Privatsammlung befindet. Da das Blatt laut Beschriftung in den Jahren 1773 bis 1775 entstanden und mit „B. Moll fec.“ (= Balthasar Moll fecit, d.h. „schuf es“) signiert ist, dürfte es wohl in Verbindung mit der Fertigstellung des bekannten Denkmals geschaffen worden sein.
Dazu ist zu bemerken, dass das Monument am Ende der Maria-Theresien-Straße in Innsbruck eine weitaus interessantere Geschichte hat, als allgemein bekannt ist. Denn die Triumphpforte wurde von Kaiserin Maria Theresia (1717-1780) mit der Vorstellung in Auftrag gegeben, ein Ehrenmal in Erinnerung an die Vermählung ihres Sohnes Leopold, des Großherzogs der Toskana (1747-1792, später: Kaiser Leopold II.) mit Maria Ludovica von Spanien (1745-1792) am 5. August 1765 zu errichten. Da die Triumphpforte aber nicht rechtzeitig zur Hochzeit fertiggestellt werden konnte, wurde sie mit Statuen und Reliefs aus Gips dekoriert. Ihre endgültige Fertigstellung verzögerte sich aber, weil Maria Theresia nach dem plötzlichen Tod ihres Gatten Kaiser Franz I. (Franz Stephan von Lothringen, geb. 1708) am 18. August 1765 in Innsbruck auch das Bildprogramm abändern ließ.
Neben Wien war Innsbruck die zweite Residenzstadt Kaiserin Maria Theresias, der regierenden Erzherzogin von Österreich. Sie war zwar selbst keine gekrönte Kaiserin, trug aber den Titel ihres 1745 gekrönten Gatten, des römisch-deutschen Kaisers Franz I. Stephan. Die Innsbrucker Hofburg war in der frühen Regierungszeit der Kaiserin in einem desolaten Zustand und wurde erst anlässlich der in Innsbruck stattfindenden Vermählung ihres Sohnes Leopold, des Großherzogs der Toskana, mit der spanischen Infantin Maria Ludovica 1765 um- und ausgebaut. Während der Festtage starb Kaiser Franz I. und sein Sterbezimmer wurde in eine Kapelle umgewandelt. Erst von 1766 bis 1770 wurden die Bauarbeiten wieder aufgenommen und vollendet.
In derselben Zeit und nach Entwürfen von Konstantin Johann Walter entstand „die erste Fassung“ der Triumphpforte. Für die Hochzeit des Großherzogs der Toskana erfolgte ihre Gestaltung nach italienischen Vorbildern, konkret der Porta di San Gallo in Florenz und des Konstantinbogens in Rom, und wurde aus Steinmaterial des abgebrochenen Vorstadttores vom Stadtmagistrat Innsbruck erbaut. Der Schmuck des Monuments stammte von Johann Baptist Hagenauer (1732-1811), einem an den Höfen von Salzburg und Wien wirkenden Bildhauer, und wurde zuerst nur in Gips realisiert. Die späteren endgültigen Dekorationen gelangten dann in weißem Sterzinger Marmor zur Umsetzung.
Nach dem Ableben ihres Gatten Franz Stephan wünschte sich Kaiserin Maria Theresia eine Änderung des Bildprogramms, weshalb heute auf der Südseite des Denkmals Leopold und Maria Ludovica, zwei ihrer Töchter – die Erzherzoginnen Maria Anna (1738-1789) und Maria Christina (1742-1798) – und im Mittelrelief „Die Vermählung auf dem Altar der Liebe“ abgebildet sind. Die Aufsatzgruppe bilden Reliefbilder von Kaiser Franz I. und Maria Theresia im Lorbeerkranz, von einem Genius und der Allegorie der Vorsehung gehalten.
Auf der Nordseite wurden aber in Abwandlung des ursprünglichen Konzepts Reliefs mit den Porträts Maria Theresias und ihres Sohnes Joseph II. (1741-1790), der als Mitregent der Kaiserin bis zu ihrem Tod fungierte, angebracht. In der Attika befindet sich das Relief „Allegorie der Trauer“ und am Aufsatz darüber ein Medaillon mit einem Porträtrelief Kaiser Franz I., über das die Allegorie der Unsterblichkeit einen Sternenkranz hält. Rechts davon wurde der antike Gott Saturn als Zeichen der Trauer mit gesenkter Sense wiedergegeben.
Nach dem Tod von Kaiser Franz I. wurden die Reliefs und Plastiken für die endgültige Fassung der Triumphpforte nicht mehr von Johann Baptist von Hagenauer geschaffen, sondern von seinem ursprünglich aus Innsbruck stammenden, in Wien tätigen Kollegen Balthasar Moll (1717-1785). Moll war auch der Schöpfer der 18 Prunksärge der kaiserlichen Beerdigungsstätte in der Kapuzingergruft in Wien.
Anlässlich dieser Ereignisse entstand eine Reihe von Kupferstichen mit dem Titel „Aufriss der Triumphpforte zu Innsbruck“. Der plötzliche Tod von Kaiser Franz I. in der Innsbrucker Residenz war ein besonders Aufsehen erregendes und einschneidendes Ereignis, das von der Bevölkerung in Erinnerung behalten werden sollte. Die aus dem Architekturbereich abgeleitete Bezeichnung „Aufriss“ besagt, dass es sich bei diesem Kupferstich um eine Abbildung handelt, welche die Proportionen der Triumphpforte originalgetreu wiedergibt. Bestätigt wird das durch den Maßstab, der über der Signatur Balthasar Molls eingezeichnet wurde.