Theodor Prachensky (1888-1970) war wohl der Architekt und Stadtplaner, der das Bild von Innsbruck bisher am nachhaltigsten geprägt hat. Von 1913 bis 1953 war er im Stadtbauamt der Tiroler Landeshauptstadt tätig. In dieser Funktion lenkte er die Entstehung und das Aussehen ganzer Stadtteile in einer Form, die nicht nur in ästhetisch-baukünstlerischer Hinsicht, sondern vor allem in Bezug auf ihre Funktionalität beeindruckend ist. Theodor Prachensky realisierte weit mehr als tausend Wohnungen, in denen seit ihrer Errichtung Generationen von Innsbruckerinnen und Innsbruckern ihr Leben verbrachten.
Als Hauptwerk des sozialen Wohnbaus gilt der von Theodor Prachensky in Zusammenarbeit mit Jakob Albert in den Jahren 1926/27 realisierte Pembaurblock, der um einen abgesenkten Hofraum mit Kinderspielplatz und Mutterberatungsstelle (heute Kindergarten) errichtet wurde. Auf der Basis von Grundrisstypen (je nach Größe Typ A, B, C etc.) wurden hier insgesamt 100 Wohnungen konzipiert, deren hohe Lebensqualität vor allem davon bestimmt war, dass alle Einheiten mit einer geräumigen Wohnküche, einer offenen Loggia zum Hof und – damals noch eine Seltenheit – einem Bad ausgestattet wurden.
Der so genannte Pembaurblock zählt zu den Hauptwerken Prachenskys. Er wurde 1926/1927 errichtet und befindet sich zwischen der Pembaur-Straße 31-41, Amthor-Straße 25-27 und Pestalozzi-Straße 1-11. Die Planung erfolgte durch Theodor Prachensky und Jakob Albert, der zu den treuesten Mitarbeitern Prachenskys im Innsbrucker Stadtbauamt zählte.
Der Block besteht aus 14 vier- bis fünfgeschossigen Häusern mit insgesamt 109 Wohnungen, einer Mutterberatungsstelle (heute Kindergarten) und einigen Geschäften an der Außenseite der Anlage. Alle Wohnungen sind ausnahmslos mit Bädern ausgestattet worden. Die U-förmige Gesamtanlage besteht aus jeweils fünfachsigen Einheiten und ist durch bündige breite Fenster und dreiseitige Erker, die vom Boden bis zur Traufe reichen, gegliedert. Mit der Wiederholung des Erkermotivs sollte wohl ein Bezug zur Innsbrucker Altstadt geschaffen werden. Die Ecken und Portale der Wohnanlage sind mit Strukturbeton-Verkleidungen plastisch akzentuiert (dem Beton wurden Zuschlagstoffe mit verschiedenen Gesteinsarten beigemengt, wodurch man den optischen Effekt eines Breccie-Imitats hervorrufen wollte).
Im Bereich der ehemaligen Mutterberatungsstelle führt ein öffentlicher Weg durch den nördlichen Teil des geräumigen Hofes. Die im Innenhof einst bestehenden Kleinarchitekturen sind heute nur noch ansatzweise vorhanden (Pergolen, Sandbecken etc.). Dennoch ist das Anliegen der Architekten nachvollziehbar, den Innenhof im übertragenen Sinn wie eine Landschaft aufzufassen und demgemäß zu gestalten. Die Bewohner – vor allem die Kinder – konnten Sandkästen und Planschbecken auf einem abgesenkten Niveau benützen. Ihre „Spielzone“ wurde von einer schützenden Mauer umgeben und somit von den Verkehrsflächen abgetrennt.
Die Wohnungen verfügen über relativ geräumige Wohnküchen mit Loggia zum Hof und – je nach Wohnungstyp – über ein größeres und ein kleineres Zimmer bzw. zwei gleich große Zimmer zur Straße hin (eines davon mit Erker). Im Vergleich mit den zeitgleichen, internationalen Tendenzen des sozialen Wohnbaus gelingt es in Innsbruck, auch lokaltypische Elemente wie den Erker zu verwenden. Entlang der langen Straßenfronten des Wohnblocks sind die Vorbauten als Fassaden-Gliederungselemente zu verstehen. Sie erlauben den Bewohnern aber auch einen guten Einblick auf das Geschehen im Straßenraum, was in psychologischer Hinsicht einer Aufwertung des „Wohngefühls“ gleichkommt.
Im Vergleich zu früher realisierten Wohnbauprojekten Theodor Prachenskys ist anzumerken, dass sich die Zimmergröße und damit auch die Größe der Wohnungen verändert haben. Obwohl die Pläne vielfach mit dem Titel „Kleinwohnungen“ beschriftet sind, hat eine mit dem Typ A des Schlachthofblocks (Erzherzog-Eugen-Straße, 1911 bzw. 1922-1925) vergleichbare Wohnung hier nun 65 m2 und nicht mehr 54 m2. Auch im Pembaurblock hat die überwiegende Anzahl der Wohnungen zwei Zimmer, dennoch trägt auch die Einführung der so genannten Wohnküche (Küche, Essbereich und Loggia) zur Wohnqualität bei. Die Wohnungsgrundrisse wurden in die Typen A, B und C eingeteilt: Typ A = Kleinwohnung mit zwei Zimmern, Wohnküche und Bad/WC; Typ B = Eckwohnungen im Erdgeschoss mit Laden, zwei Zimmern, Küche und Bad/WC; Typ C 1 und Typ C 2 = drei Zimmer (davon ein Durchgangszimmer), Küche und Bad/WC. Die Wohnanlage wurde bei einem Bombenangriff am 15.12.1944 teilweise zerstört und wieder aufgebaut.
Tipp:
Weitere wichtige und in Innsbruck beheimatete Bauten von Theodor Prachensky sind: die Kriegergedächtnis-Kapelle im Pradler Friedhof (1915/1916), der Städtische Kindergarten Pembaurstraße (1928) und die Doppelhaupt- und Volksschule Pradl ebenfalls in der Pembaurstraße (1928-1936), der Mandelsbergerblock in der Mandelsbergerstraße (1927-1929) und das ehemalige Arbeitsamt in der Schöpfstraße (1931/1932, heute Außenstelle der Universität Innsbruck.