Pfarrhäuser werden in Tirol auch „Widen“ genannt, wobei sich der Begriff „Widum“ vom althochdeutschen Wort für Kirchengut herleitet. Sie stellen das organisatorische Zentrum einer Pfarre dar und beherbergen Wohnungen für Priester, Büros, Archive, Hauskapellen sowie Räume für die Lagerung von Kirchengerät und sakraler Kunst. Darüber hinaus fungieren sie als Treffpunkte für die Mitglieder der Pfarrgemeinde. Die meisten der Tiroler Pfarrhäuser sind von liebevoll gepflegten Gärten umgeben, von denen manche als historische Gartenanlagen einzustufen sind, die zusammen mit den Pfarrhäusern Bauensembles darstellen und als solche von der Denkmalpflege fachgerecht betreut werden.
Besonders hervorzuheben sind die historischen Pfarrgärten von Imst und Oetz, wo Nutzpflanzen für die Selbstversorgung der Kleriker und der Blumenschmuck für die Kirchen und Kapellen der Pfarre gezogen werden. Daneben dienen die Pfarrgärten auch als Orte der Erholung, Meditation oder als Stätten, in denen man sich auf seelsorgliche Aufgaben vorbereiten kann, weshalb sie auch mit spezifischen baulichen Einrichtungen – z.B. Gartenlauben und Salettln – ausgestattet wurden.
Aufgrund der besonderen sozialen Stellung der Geistlichkeit fanden sich in den einheimischen Pfarrgärten auch Pflanzen, die sonst in Tirol nicht bekannt waren. Dadurch fiel den Grünanlagen der Widen auch eine besondere Vorbild- oder Vermittlerfunktion bei der Verbreitung neuer Pflanzenarten zu. Die meisten der noch existierenden historischen Pfarrgärten stammen aus dem 18. und 19. Jahrhundert und wurden nach Vorbildern aus dem Barock gestaltet.
Auch die Grünzone des Imster Pfarrhofes ist barocken Ursprungs. Hier wurde anlässlich des Neubaues des Widums 1735 ein Garten angelegt, dessen Beete durch Buchsreihen in strenger Geometrie voneinander abgetrennt waren. Im Zentrum der symmetrischen Anlage wurde ein kreisförmiger Platz freigehalten. Der immergrüne Buchsbaum spielt eine wichtige Rolle in der Gartenkunst. Bereits die Römer rahmten ihre Gartenbeete mit niedrigen Buchsbaumhecken ein. Zum typischen Gestaltungselement wurden die geschnittenen niedrigen Buchsbäume dann in den französischen und italienischen Schlossgärten der Renaissance. Wohlhabende Bürger und Bauern ahmten diese Mode nach, sodass traditionelle (Bauern-)Gärten bis heute Buchsbaumeinfassungen aufweisen.
In manchen Tiroler Pfarrgärten haben sich auch sehenswerte Kleinarchitekturen erhalten: Beispielsweise stammt der Pavillon im Garten des Widums von Oetz aus der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts. Der kleine „Würfel“ verfügt innen über eine Kassettendecke und einen talseitig angeordneten Erker, sein Dachabschluss wird von einem steil aufragenden Pyramidendach gebildet.