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Putti – Kinderengel aus dem Tiroler Unterland (ab 1756)

Putto (Mz. Putti, deutsch „Putten“), das italienische Wort für „kleiner Knabe, Kleinkind“, ist eine Bezeichnung für die in der Skulptur und Malerei seit der Gotik aufkommende Darstellung von Kinderengeln, die seit der Frührenaissance meist als nackte Knabenfiguren mit oder ohne Flügel wiedergegeben werden.

Sie gehen auf die schon in der Antike bekannten Darstellungen kleiner, oft geflügelter nackter Knaben zurück. Die so genannten „Amoretten“, „Cupidines“ oder „Eroten“ galten als verniedlichte Gestaltungen des griechisch-römischen Liebesgottes Eros/Amor (lat. auch Cupido), der Gott der Liebe (genauer: des sich Verliebens), der – oft auch Schabernack treibend – mit seinen Pfeilen ins Herz trifft und dadurch die Liebe erweckt.

Diese Art der Darstellung erlebte vor allem im Barock und Rokoko eine Wiedergeburt: Knabenfiguren tragen Pfeil und Bogen oder zumindest einen quer über die Brust laufenden „Köchergurt“, der den Behälter für die Pfeife festmacht.

Putti zählten vom 16. bis zum 19. Jahrhundert zu den beliebtesten Beimotiven sowohl der profanen als auch der sakralen Kunst. Im bayerisch-österreichischen Raum bevölkern sie im Sinne des religiös-barocken Gesamtkunstwerkes im Kirchenraum Altäre, Kanzeln, Orgeln, Geländer und Gesimse. In Holz geschnitzt und gefasst, gemalt oder in Stuck ausgeführt, sind sie Teil der Darstellungen von Figuren und Szenen aus dem Leben der Heiligen und Seligen. Putti werden für allegorische Darstellungen eingesetzt oder auch zur Wiederholung eines thematischen Gestaltungskonzepts, häufig jedoch für rein dekorative Zwecke.

Auf einer Kanzel im Tiroler Unterland sind vier Putti dargestellt, die – gekleidet in die jeweilige (Phantasie-)Tracht – die damals bekannten Erdteile (Hautfarben) versinnbildlichen: Europa, Afrika, Asien, Amerika. Sie wurden um 1756 von Josef Martin Lengauer (1727/1728-1793) aus Kitzbühel, einem der wichtigsten Bildhauer des Spätbarock in Tirol, geschaffen. Am Kanzelkorb tragen Putti die Symbole der christlichen (göttlichen) Tugenden: Glaube (Kreuz), Liebe (Herz), Hoffnung (Anker). Das Kreuz steht für den Tod Jesu am Kreuz, das Herz für die Liebe zu anderen (Nächstenliebe), zu Gott und zu sich selbst, der Anker für die Hoffnung auf die himmlische Seligkeit. Am Brüstungsgesims sitzt ein weiterer Putto mit einem Kruzifix.

Oftmals sind die Engelkinder Begleiter von szenischen Darstellungen und tragen dabei die Attribute der abgebildeten Heiligen – hier die Gans des hl. Martin.