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Schmerzensmann und Schmerzensmutter – Fastenbilder von Maria Anna Moser (1807)

Die Schwazer Malerin Maria Anna Moser (1758-1838) gestaltete neben großformatigen Altarblättern auch Kreuzwegstationen und Andachtsbilder. 1807 erhielt sie von der Pfarre Reith im Alpbachtal den Auftrag für zwei Fastenbilder, bei denen sie sich mit dem Thema des Schmerzensmannes und seinem Pendant, der Schmerzensmutter, befasste. Zahlreiche Kopien dieses Sujets – sowohl von der Malerin selbst als auch von Nachahmern – finden sich in Tiroler Kirchen und Kapellen.

Bei den beiden oval gerahmten Gemälden für die Pfarre Reith dürfte es sich um so genannte Vorsatzbilder handeln, die während der Fastenzeit oder in der Karwoche auf einen Altartisch oder vor das Heilige Grab gestellt werden. Einen Hinweis darauf geben die nach außen geschwungenen Sockel der Bilder mit den Leidenswerkzeugen Christi: Dornenkrone, Geißel, Schwamm, Lanze, Nägel, Kette, Strick, Hammer und Zange.

Auf dem einen Bild ist Christus als Ecce homo wiedergegeben. Der im landläufigen Sprachgebrauch auch als „Schmerzensmann“ bezeichnete Typus eines Andachtsbildes zeigt Christus als den Leidenden und als denjenigen, der als Mensch gewordener Gottessohn sein Leben hingegeben hat. Das Gegenstück dazu ist dem Motiv der Schmerzensmutter, der „Mater dolorosa“, gewidmet und verweist auf die übermenschlichen Schmerzen, die Maria als Mutter Christi ertragen musste.

In der abendländischen Kunst ist der Schmerzensmann auf Gemälden und Skulpturen ein geläufiges Thema, wobei sich unter dem Sammelbegriff „Schmerzensmann“ der aus dem Byzantinischen stammende Bildtyp „Imago pietatis“ (lateinisch „Andachtsbild“) verbirgt. Andachtsbilder mit der Darstellung des leidenden Christus sind seit dem Mittelalter bekannt und gelangten wohl mit den Kreuzfahrern nach Europa. Ursprünglich handelte es sich bei den Abbildungen um Meditationsbilder, auf denen Christus als Halbfigur – in seinem Grab (Sarkophag) aufrecht stehend – als Sieger über den Tod dargestellt wurde.

Auf dem ca. 75 Zentimeter hohen Gemälde ist Christus als Ecce homo, als Gegeißelter, der von Pilatus dem Volk vorgeführt wird (Joh. 19,5), dargestellt. Er wird mit überkreuzten Armen, Spottszepter und mit einem blauen Mantel abgebildet. Üblicherweise ist der Gegeißelte in einen roten Purpurmantel gehüllt. Sein vergeistigter Blick ist nach oben zum Himmel gerichtet.

Auf dem zweiten der beiden ovalen Vorsatzbilder lenkt Maria Anna Moser die Aufmerksamkeit des Betrachters vor allem auf das eher seltene Motiv der Schmerzensmutter. Bei dem auch als „Mater dolorosa“ bezeichneten Thema handelt es sich um einen Bildtypus für Maria, der seit dem 14. Jahrhundert bekannt ist. Ursprünglich wurde Maria in Begleitung von Johannes dem Täufer und Maria Magdalena unter dem Kreuz als Trauernde dargestellt. In einer anderen Darstellungsform, Pietà genannt, hält Maria nach der Kreuzabnahme ihren verstorbenen Sohn trauernd in den Armen. Eine Variante des Schmerzensmutter-Motivs zeigt Maria mit dem Schwert oder sieben Schwertern, die ihr Herz durchbohren. Diese Symbolik verweist auf die übermenschlichen Schmerzen, die Maria als Mutter Christi ertragen musste.

Im Gegensatz dazu interpretierte Maria Anna Moser die Schmerzensmutter – wie schon das Pendant – als eine meditativ-vergeistigte Figur, mit gefalteten Händen und nach oben gerichtetem Blick. Die Künstlerin gibt die wichtigste weibliche Gestalt der Heilsgeschichte als diejenige wieder, die sich der Tragweite der (irdischen) Geschehnisse bewusst ist und die sich auf das Höhere, den Sieg ihres Sohnes über den Tod, auf die Wiedergeburt, konzentriert.