1600 – 1649
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Madleinhof – frühbarocker Ansitz in Thaur (um 1600)
Nördlich von Rum auf einer Anhöhe direkt unter dem Waldrand liegt der Madleinhof. Er wird auch „Rumer Schlössl“ genannt, gehört aber zum Gemeindegebiet von Thaur und war Sommersitz der Haller Jesuiten, eines Kuraten zu Ridnaun und eines Generals. Erstmalig genannt in einer Urkunde von 1493 war der Hof im Besitz der Familie Fieger von Melans,…
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Tischsitten und Tafelfreuden – Wandmalerei in der Kirche St. Veit in Telfs (um 1600)
In der Kirche St. Veit bei Telfs wurden zwischen 1981 und 1986 anlässlich einer Gesamtrenovierung Seccomalereien wieder entdeckt, die u.a. ein Jüngstes Gericht, eine Kreuzigung, einen hl. Christophorus und eine Tafelszene zeigen. Bei den dargestellten Tafelfreuden handelt es sich aber nicht um ein Letztes Abendmahl, sondern um das festliche Gastmahl im Hause Simons, bei dem…
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Memento mori-Objekte aus Osttirol – mors certa hora incerta (ab 1600)
Die Sprüche „Mors certa hora incerta“ („Der Tod ist gewiss, seine Stunde ungewiss“) oder „Memento moriendum esse“ („Bedenke, dass Du sterben wirst“) sind untrennbar mit dem Lebensgefühl in der Ära des Barock verbunden. Das Denken an den Tod fand nach dem Dreißigjährigen Krieg (1618-1648) und somit vor dem Hintergrund der massiven Präsenz des Todes im…
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Pforten-, Sakristei-, Kommunion- und Turmglocken aus Ried im Oberinntal (ab 1602)
Glocken sind Klangkörper, die vor allem im Sakralbereich in vielfältigen Erscheinungsformen Verwendung finden. Sie erfüllen als Pforten-, Sakristei-, Kommunion- und Kirchenglocken jeweils besondere Aufgaben. Die Wurzeln des „Musikinstruments“ Glocke können in Vorderasien bis ins 9. Jahrhundert v.Chr. zurückverfolgt werden. In Europa sind die ersten Glocken im 6. Jahrhundert n.Chr. nachweisbar. Der Glockenguss war zunächst ein…
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Reliquiare – Sonne, Mond und Sterne in Gold und Silber gearbeitet (1607)
Das Reliquiar in Form eines Mondes mit einer Höhe von ca. 50 cm wurde in Kupfer getrieben und teilweise gegossen, versilbert und vergoldet und ist mit zahlreichen Reliquienmedaillons besetzt. Es ist Teil der auf Florian Ritter Waldauf zu Waldenstein zurückgehenden Reliquiensammlung in der Haller Pfarrkirche, die einen einzigartigen authentischen Einblick in die Reliquienverehrung des Mittelalters…
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Ziborium, Ziborienkrone und Ziboriumsmäntelchen (um 1610)
Das mit reichem Blattwerk verzierte kelchförmige Ziborium aus der Zeit um 1610 ist eine Stiftung des Tiroler Landesfürsten Erzherzog Maximilian III. des Deutschmeisters (1602-18). Es ist in Silber getrieben und vergoldet. Zur Stiftung gehört auch eine Ziborienkrone, ebenfalls in Silber gefertigt, getrieben, großteils vergoldet und reich besetzt mit Diamanten, Granaten, Opalen, Türkisen, Amethysten, Bergkristallen usw.…
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Sockeltruhe aus dem Iseltal (1616)
Nach derzeitigem Forschungsstand lassen sich die frühesten Belege für Osttiroler Möbel für Truhen aus dem 17. Jahrhundert anführen. Eine nähere geographische Zuordnung nach Talschaften ist für diesen Möbelbestand allerdings nicht möglich. Als älteste datierte Eckmarke dient eine Truhe aus dem Gebiet von Matrei in Osttirol, an der sich bereits einige Merkmale des Möbelbestandes des 17.…
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Totenkasel – klagendes Skelett an einem Messgewand aus Stams (1623)
Eine prächtig bestickte Totenkasel steht als Beispiel für die hohe Qualität der Textilkunst des Barock. Totenkaseln waren das liturgische Gewand des Priesters bei Beerdingungsfeiern, was die Abbildung eines Totenkopfs auf der Vorderseite und eines „Sensenmanns“ auf der Rückseite dieses Messkleides erklärt. Es besteht aus schwerem schwarzem Samt, der mit Seidenfäden bzw. -garnen, feinen Gold- und…
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Heilige Ärzte – Kosmas und Damian in Volderwildbad in Volders (ab 1630)
Die beiden als Ärzte wirkenden Brüder Kosmas und Damian sind in Tirol zwar keine besonders bekannten Heiligenfiguren, ihnen wurde aber in der kleinen Kirche von Volderwildbad ein reizvolles Denkmal gesetzt. Die Heilkraft der Quellen von Volderwildbad war schon in der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts bekannt. Zu seiner eigentlichen Blüte gelangte der Kurort aber erst,…
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Halskrause – höfisches Accessoire auf Porträtgemälden im Unterinntal (um 1630)
Im späten 16. Jahrhundert entstanden, war die Halskrause zuerst ein ausschließlich den adeligen Damen vorbehaltenes Accessoire und kam erst allmählich auch bei männlichen Aristokraten in Mode. Es dauerte aber nicht lange, bis sich diese Kleidersitte auf internationaler Ebene ausbreitete und sich quasi auf „alle Herrschaften von Stand“ übertrug. Bei manchen Würdenträgern stehen Halskrausen sogar heute…
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Votivbild – Lawinenunglück in Osttirol (1631)
Manche Votivbilder veranschaulichen die Gründungsgeschichte eines Gnadenortes oder einer Wallfahrtskirche: Auf der Votivtafel des Christian Egger wird von einem Lawinenunglück des Jahres 1631 in Osttirol berichtet. Damals wurden der Stifter der Tafel und sieben weitere Männer beim Heuholen von einer Lawine überrascht und mitgerissen. In seiner Todesangst flehte Christian Egger die Muttergottes um Hilfe an…
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Breverl – Miniatur-Devotionalie in Form von Druckgrafik (um 1635)
Devotionalien, insbesondere kleine Andachtsbilder, nehmen in der Kunstgeschichte eine Sonderstellung ein, weil ihre Ikonografie-, Material- und Technikgeschichte Besonderheiten aufweist. Überdies sollten kleine Andachtsbilder nie ohne Bezug auf ihre theologischen und kommerziellen Aspekte betrachtet werden. Beim so genannten Breverl (auch „Breferl“, von lat. „breve“ für einen kurzen lateinischen Text) handelt es sich um eine Miniatur-Devotionalie, die…