1800 – 1849
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Krankensalbung, letzte Ölung – Sterberituale auf Gemälden im Unterinntal (um 1800)
Ein großer Teil der volkstümlichen kirchlichen Kunst in Tirol ist thematisch an den wichtigen Stationen des Lebens orientiert: Votivtafeln berichten z.B. über die Rettung nach Unfällen oder über die Heilung von Kranken, andere Werke beziehen sich auf festliche Ereignisse oder bedeutende Wendepunkte wie Taufe, Hochzeit oder Tod. In einer Kirche im Tiroler Unterland befindet sich…
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Glas aus Kramsach, Nabelflaschen und andere Schnapsflaschen (ab 1800)
Seit dem 17. Jahrhundert sind die Glaserzeugung und Glasveredelung wichtige Wirtschafts- und Industriezweige in Tirol. Die historischen Wurzeln dieser Entwicklung sind zu einem großen Teil in der Tätigkeit der Kramsacher Glashütte zu suchen, die über 300 Jahre lang bestimmend in Tirol war. Ihre vielfältige Produktpalette befriedigte einerseits die praktischen Bedürfnisse der Tiroler Bevölkerung, zum anderen…
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Lebensrad mit Tod – die Lebensabschnitte von der Geburt bis zum Tod auf einem Gemälde (um 1800)
Aus der näheren Umgebung von Innsbruck stammt ein kleines Gemälde, das den Tod vor einem Lebensrad wiedergibt. Das Lebensrad steht für den Lauf – das Auf und Ab – des Lebens und ist in Zehnerschritte für die Lebensjahre eingeteilt. Es ist mit männlichen Figuren besetzt, die das Wachstum des Menschen – beginnend mit dem Wickelkind,…
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Kochen über offenem Feuer – Rauchküchen im Villgratental (um 1800)
Die Einführung des Sparherdes im ausgehenden 19. Jahrhundert mit seinem verdeckten Feuer bedeutete für die ländliche Bevölkerung eine enorme Verbesserung der Wohn- und Lebenskultur. Bis dahin war ja die Stube der einzige beheizbare und gleichzeitig rauchfreie Raum des Bauernhauses. Die Speisezubereitung erfolgte über Jahrhunderte über offenem Feuer, das in der Küche des Bauernhauses brannte. Abgesehen…
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Votivbild – Versteigerung eines Ölbergs im Lechtal (ab 1800)
Viele Votivtafeln in Tirol stehen mit der Geschichte eines Gnadenortes auf besondere Weise in Verbindung. Aus dem Lechtal ist ein dreiteiliges Votivbild bekannt, dessen Vorder- und Rückseiten bemalt und beschriftet sind. Dabei handelt es sich um eine Votivgabe, die nicht in einem Zug entstanden ist, sondern Jahrzehnte hindurch erweitert und vervollständigt wurde. Die Tafeln beschreiben…
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Hochzeit – Vermählung Mariens am Stubengetäfel eines ehemaligen Gasthofes in Steeg (um 1800)
Über ganz Tirol verstreut haben sich Darstellungen der Vermählung Mariens erhalten, was ein Hinweis auf die Beliebtheit des Themas der „heiligen“ Hochzeit ist. Zugleich dienten die Abbildungen der theologischen und juristischen Untermauerung der Heirat der hl. Jungfrau Maria mit Josef, dem Nährvater Jesu. Manche der Wiedergaben gehen auf namhafte Künstler zurück. Z.B. verewigte der Innsbrucker…
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Standesgemäße Kleidung – Plastiken der vier Landstände Tirols in der Pfarrkirche Mariahilf in Innsbruck (um 1800)
In der Pfarrkirche Mariahilf in Innsbruck haben sich vier Figurenpaare erhalten, die jeweils aus einem Erwachsenen und einer kindlichen Gestalt bzw. einem Putto bestehen. Aufgrund der Attribute und der Inschriften an ihren Konsolen können die Hauptfiguren als Heilige identifiziert werden: Es sind die Heiligen Homobonus von Cremona, Augustinus und Isidor sowie ein Schutzengel. Zugleich kann…
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Wöchnerin, Fatschenkind und Hebamme – medizinische Versorgung für Mutter und Kind (ab 1800)
Die Geburt eines Kindes war immer ein großes Ereignis. Einerseits wurde die soziale Stellung einer Frau innerhalb der dörflichen Frauengemeinschaft anerkannt, zum anderen waren Kinder vom ökonomischen Gesichtspunkt aus wichtig: sie trugen zum Einkommen der Familien bei und sollten später einmal die Eltern versorgen. Da die Kinder- und Müttersterblichkeit – vor allem aus mangelnder Hygiene…
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Totenbretter – Andenken an Verstorbene und Memento Mori (ab 1800)
Als Zeichen der Erinnerung, des Andenkens und Gedenkens an die Toten wurden von der Bevölkerung neben den kirchlich vorgesehenen Riten wie Gedächtnismessen (Seelenmessen) auch Grabdenkmäler, Bildstöcke oder Marterln in der Landschaft gestiftet. Im bäuerlichen Bereich verbreitet waren so genannte „Totenbretter“, die zuerst anstelle von teuren Särgen als Totenbahren verwendet und dann zu Gedenkzeichen für die…
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Tischkegelspiel aus einem Gasthof in Tannheim – Kegelbahn im Kleinformat (ab 1800)
Als Freizeitbeschäftigung am Feierabend, an Festtagen und an langen Winterabenden waren gesellige Zusammenkünfte sehr beliebt. Während sich die Frauen eher zuhause zusammensetzten, trafen sich die Männer vorwiegend in Gasthäusern zum Karten-, Würfel- oder Kegelspiel. Das Kegelspiel gehört wahrscheinlich zu den ältesten Spielen überhaupt. Es war Teil des Unterhaltungsangebotes auf Schießständen, Jahrmärkten und in Gasthäusern. Es…
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Schmerzensmann und Schmerzensmutter – Fastenbilder von Maria Anna Moser (1807)
Die Schwazer Malerin Maria Anna Moser (1758-1838) gestaltete neben großformatigen Altarblättern auch Kreuzwegstationen und Andachtsbilder. 1807 erhielt sie von der Pfarre Reith im Alpbachtal den Auftrag für zwei Fastenbilder, bei denen sie sich mit dem Thema des Schmerzensmannes und seinem Pendant, der Schmerzensmutter, befasste. Zahlreiche Kopien dieses Sujets – sowohl von der Malerin selbst als…
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Frauen als Künstlerinnen – Die Malerin Maria Anna Moser (ab 1814)
Vorschnell wird angenommen, dass weibliche Künstlerinnen nur eine Randerscheinung in der Kunstgeschichte darstellen. Das stimmt nicht ganz, auch wenn nicht von allen Künstlerinnen Lebensdaten oder genaue Biografien überliefert sind. Z.B. gab es zwischen 1750 und 1850 in Tirol sogar mehrere anerkannte Malerinnen. Unter ihnen ist neben Maria Anna Moser aus Schwaz (1758-1838) Catharina Funkhin aus…