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Urteil des Paris – Deckenfresko im Palais Taxis in Innsbruck (1786)

Das Palais Fugger-Taxis, Innsbrucks früheste Palastanlage nach dem Muster italienischer Palazzi (ab 1679 erbaut nach Plänen von Hofbaumeister Johann Martin Gumpp), wurde 1784 von den Grafen Thurn und Taxis erworben. Als Inhaber der Post verwendeten sie das Gebäude auch für diese Zwecke.
Den zwei Geschosse umfassenden Saal im Obergeschoss ließen sie 1785/86 von dem international (v.a. in süddeutschen Klöstern und in Mailand) tätigen Künstler Martin Knoller (Steinach 1725 – Mailand 1804) um 5300 Gulden (nach heutiger Kaufkraft ca. € 80.000) mit Wandmalereien ausstatten.

Der Klassizismus bestimmt klar das Deckenfresko mit dem antiken Thema vom Urteil des Paris. Wie bei den mythologischen Fresken in diversen Mailänder Palazzi folgte der Maler einem Programm des Schriftstellers Giuseppe Parini, das möglicherweise ursprünglich für den Palazzo Ducale in Mailand bestimmt war.

In die arkadische Landschaft, in der der trojanische Prinz Paris – in orientalischer Kleidung mit der eigenartig geformten phrygischen (= Zipfel-)Mütze als Nichtgrieche gekennzeichnet) seine Herde hütet, bricht plötzlich der Götterhimmel des Olymp herein. Verzückt blickt Paris auf die schönste der Göttinnen, Venus, die Göttin der Liebe, der er gerade den goldenen Apfel als Wettpreis überreicht hat. Ihr zur Seite ihr Sohn, der geflügelte Gott Amor mit Pfeil (im Köcher) und Bogen, bereit zur Erfüllung des mütterlichen Auftrags – Paris wurde die schönste Frau der Welt, Helena, für den Sieg versprochen. Dahinter tanzen die Gefährtinnen der Venus, die drei Grazien. Neben Amor steht das Gespann von Venus, das mit einem turtelnden Taubenpaar besetzt ist. Die beiden als Verliererinnen aus dem Wettstreit hervorgegangenen Göttinnen Minerva und Juno verlassen zürnend die Szene: auf der linken Seite besteigt Minerva (Göttin der Weisheit) ihr von Eulen gezogenes Gefährt, während sich Juno (Gattin des Göttervaters Jupiter) in ihrem Pfauenwagen bereits in die Lüfte erhoben hat. Über ihr schwebt der Götterbote Merkur mit seinen geflügelten Sandalen zum oben thronenden Jupiter, um den Ausgang des Preisgerichtes zu melden.

Im Uhrzeigersinn weiter unten, hinter Juno, ist die Urheberin des Unheils, Discordia (Eris), die Göttin der Zwietracht, mit Fackel dargestellt, die als ungeladener Gast bei der Hochzeit von Peleus und Thetis mit dem goldenen Apfel „für die Schönste“ unter den Göttinnen des Olymp den Wettbewerb der Eitelkeiten angezettelt hatte. Unter ihr blasen Eroten (geflügelte Begleiter des Liebesgottes Eros) Sturm gegen den noch ahnungslos seligen Paris, den Sturm, der den Trojanischen Krieg entfachte, in dem der Sohn von Peleus und Thetis, Achill, eine wesentliche Rolle spielen sollte und die Göttinnen auf verschiedenen Seiten (Griechen gegen Trojaner) ebenfalls.

Das ikonografische Programm des Schriftstellers Giuseppe Parini stellt ein Beispiel der Mailänder Hofkunst der Zeit dar. Giuseppe Parini spielte als Vertreter der Aufklärung damals eine wichtige Rolle in der intellektuellen Elite Mailands.

Der Schwager des neuen Eigentümers des Palais Fugger, Johann Sebastian Graf Thurn und Taxis, war seit 1782 bevollmächtigter Minister der Lombardei und daher dürfte die Vermittlung Martin Knollers für das nunmehrige Palais Taxis in Innsbruck zustande gekommen sein.