Zu den häufigsten Lebensumständen, die zur Stiftung einer Votivtafel geführt haben, zählen (Dank für die Errettung aus) Krankheit oder Naturkatastrophen. Daneben bezieht sich ein nicht unwesentlicher Anteil an Votivbildern auf bewaffnete Auseinandersetzungen. Sie wurden zum Dank dafür gestiftet, dass jemand unversehrt aus einem Krieg oder einer Schlacht heimgekehrt bzw. dass aus Kämpfen herrührende Verletzungen verheilt waren.
Auf manchen Votivbildern werden Kampfhandlungen so detailreich wiedergegeben, dass Schlachtpläne oder der Verlauf von kriegerischen Auseinandersetzungen direkt nachvollziehbar werden. So z.B. auf einer Votivtafel aus dem Jahr 1744, die einen bayrischen Einfall in der Grenzregion Kufstein zum Gegenstand hat: Die Schanzenkonstruktionen und die Positionen der Geschütze sind ebenso genau abgebildet wie die Aufteilung und das Vorgehen der verschiedenen Truppenteile (Infanterie und Kavallerie). Offenbar handelt es sich bei der dargestellten Szene um einen Ausfall aus einer Befestigungsanlage und um einen erfolgreichen Gegenangriff in der Nähe einer Zollstation am Inn.
Heiß umkämpft wird auch eine Kirche, die in das Zentrum des Bildes gerückt wurde. Die vom Rauch des Schießpulvers geschwängerte Luft geht im oberen Bildteil in eine Wolke über, auf der die hl. Muttergottes, der hl. Georg und der hl. Martin abgebildet sind.
Der untere Bildrand ist wie folgt beschriftet:
„Gott zu Lob und Ehr: vnd zur schultiger Danckhsagung vnsser Lieben Frau am Hehenberg, und des Heil. Georgi und Martinii hat / diese daffl machen lassen M: A: Wegen glickhlichen abdrib des Feindtlich Curpayrischen Anfall auff den Tyrolischen / Confin … Windtshausen so geschechen den 3. Nouebe: Nachmitag Anno 1744“
Bei der genannten „Confin“ (Zollstation) dürfte es sich um die ehemalige Grenzbefestigung Windhausen (darüber Katzenstein) gehandelt haben – auch wenn sich zwischen der auf dem Votivbild dargestellten Landschaft und dem heutigen Aussehen der Gegend am Inn bei Erl kaum Vergleiche aufdrängen.