Kaffee trinken und schönes Geschirr sind zwei Begriffe, die untrennbar zusammengehören. Das wussten auch schon die Vorfahren der TirolerInnen von heute, weshalb sich in einer ihrer Sammlungen neben den üblichen Teilen eines Kaffeeservices auch zwei so außergewöhnliche Teile wie Gebäckkörbe aus besonders schön gearbeitetem Porzellan erhalten haben.
Die beiden Gebäckkörbe wurden 1816 in der „Wiener Porzellanmanufaktur“ hergestellt, was aus den entsprechenden Marken auf der Unterseite der Schalen und ihrer Unterteller hervorgeht. Die Wiener Porzellanmanufaktur war nach der in Meißen die älteste Produktionsstätte für Hartporzellan – also jenem Material, aus dem man Geschirr herstellte (Weichporzellan wurde für die Gestaltung von Figuren verwendet). Sie wurde 1718 gegründet und lebt noch heute in der „Wiener Porzellanmanufaktur Augarten“ fort.
Jeder der beiden Gebäckkörbe besteht aus zwei Teilen, einem Unter- bzw. Kredenzteller und einer Schale, die auf einem geschwungenen Fuß steht. Die Dekorationen von Tellern und Schalen sind dezent. Was die Stücke aber zu Besonderheiten macht, das sind die feinen Durchbrüche im Porzellan.
Besondere Teile eines Tafel-, Kaffee- oder Teeservices betrachtete man schon immer als Sammlerstücke. Wurden die großen Platten, Kannen und Schalen unterschiedlicher Größe nicht verwendet, stellte man sie gerne in einem Geschirrschrank oder einem Regal aus. Auf diese Weise fungierten sie als Repräsentationsobjekte, denn sie kamen nur an Sonn- und Feiertagen, oder wenn man Gäste erwartete, auf einer schön gedeckten Tafel zum Einsatz.
Die Gebäckschalen aus Wiener Porzellan haben eine Höhe von 14 cm und einen Durchmesser von 21 cm, die Teller von 26 cm. Der untere Teil hat die Form eines Kredenztellers, d.h. dass der Fuß der Schale genau in das Mittelfeld des Tellers passt. Man stellte die Gebäckkörbe also nicht einfach so auf den Tisch, sondern servierte („kredenzte“) sie mit dem entsprechenden Untersatz. Die Gebäckkörbe ruhen auf geschwungenen Füßen, wobei die oberen Ränder der Schalen noch einmal nach außen gebogen sind. Die Besonderheit der Schalen liegt in ihrer filigranen Machart mit ihren zahlreichen, schuppenartigen und geraden Durchbrechungen, die vor allem im Bereich der Sockel außergewöhnlich und reizvoll anmuten. Im Unterschied zu diesen formalen Aspekten verfügen die Gebäckkörbe lediglich über eine dezente Bemalung mit blauen Streublumen, grünen Blattkränzen und goldenen Höhungen an den Schuppen der Durchbrüche. Das Streublumen-Muster nannte man in den Werkstätten von früher „gestreute Blümel“ und die Blattkränze „Alt-Wiener-Blättchenkante“.
Von 1744 bis 1864 wurde die Wiener Porzellanmanufaktur als Kaiserliche Manufaktur geführt – ein Hinweis darauf, dass Erzeugnisse dieser Werkstatt vor allem in Kreisen der Aristokratie gefragt waren. Das Zeichen – heute würde man sagen das Logo – der Wiener Porzellanmanufaktur war bis 1827 der Bindenschild in blauer Unterglasur. Unterglasuren wurden vor dem letzten Brand aufgetragen. Das Interessante in Zusammenhang mit diesen Gebäckkörben mit dem blauen Bindenschild ist aber, dass sie aufgrund der Zeichen und der Marken, welche die verschiedenen Kunsthandwerker auf ihnen hinterließen, noch heute detailliert Aufschluss über das Jahr ihrer Entstehung und ihre Erzeuger geben.
Neben dem blauen Bindenschild wurden untereinander die drei Ziffern 816 sowie die Buchstaben und Nummern R 31, Q 18 sowie in roter Farbe 87 und 16 (an einem der Körbe) angebracht. Die dreistellige Zahl 816 bezieht sich auf das Entstehungsjahr 1816, die Nummern mit R und Q auf die „Weißdreher“ (= Töpfer) und „Bossierer“ (= Porzellanformer) und die roten Markierungen mit 87 und 16 auf die Maler.
Weißdreher und Bossierer sorgten für die Gestaltgebung, das Zusammensetzen der Einzelteile eines Stückes und das Putzen der Nahtstellen. Manchmal waren sie auch an der Modellierung beteiligt, wohingegen die Maler – man unterteilte sie in: Figurenmaler, Dessinmaler (dekorative Ornamentmalerei), Landschafts- und Blumenmaler – und die Goldpolierer für die endgültige Dekoration eines Geschirrs zuständig waren. Die an der Bemalung der beiden Gebäckkörbe beteiligten Handwerker sind nach den noch verfügbaren Malernummern der Wiener Porzellanfabrik namentlich als Franz Sollnek und Karl Radlmacher fassbar.
Heute dienen die Nummern, Zeichen und Buchstaben zur eindeutigen Datierung und Klassifizierung von Porzellan, was vor allem für Sammler, Museen, Antiquitätenhändler und Auktionshäuser von Bedeutung ist. In früherer Zeit hatten sie aber primär Kontrollfunktion, denn anhand der Siegel und Marken überprüfte man die Qualität der Arbeit und den Leistungsumfang der einzelnen Handwerker, und nicht zuletzt setzte man nach der Anzahl der hinterlassenen „Spuren“ auch ihren Lohn fest.